Zi-Studie: Hausärzte durch Primärarztsystem weniger belastet als gedacht
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat aktuelle Daten veröffentlicht, die zeigen: Bei einer gut durchdachten Umsetzung eines verbindlichen Primärarztsystems würde sich die Mehrbelastung für Hausarztpraxen deutlich geringer darstellen als zunächst angenommen.
Kernaussagen der Analyse:
- Im besten Fall würden Hausärzte pro Tag nur 2 zusätzliche Patientenkontakte haben.
- Hochgerechnet wären das etwa 380 zusätzliche Behandlungsfälle pro Jahr und Praxis - deutlich weniger als das rechnerische Maximum von 2.000 Fällen jährlich.
- Grundlage der Berechnung: 111,8 Mio. Behandlungsfälle aus dem Jahr 2023 bei 50,6 Mio. erwachsenen GKV-Versicherten, bei denen keine Überweisung dokumentiert war.
Stufen der Belastung je nach Annahme:
- Ursprünglich wurde eine Spanne von 217 bis 1.944 Zusatzkontakten pro Jahr genannt.
- Bei Annahme, dass ein Hausarztbesuch bereits im selben Quartal stattfand, reduziert sich diese Zahl auf ca. 600 pro Jahr.
- Wenn zusätzlich angenommen wird, dass Überweisungen auch im Vorquartal ausgestellt worden sein könnten, sinkt die Zahl weiter auf 169.
- Zuzüglich 214 Fällen von Patienten, die ausschließlich Fachärzte aufsuchen, ergibt sich das rechnerische Minimum von ca. 380 zusätzlichen Kontakten jährlich.
Ausschlaggebend: Gesetzliche Ausgestaltung
- Die Höhe der tatsächlichen Zusatzbelastung hängt maßgeblich von der konkreten Ausgestaltung des Systems ab.
- Wird ein starres Quartalsprinzip beibehalten, ist die Belastung höher.
- Wenn Überweisungen auch über das Quartal hinaus gültig sind und Fachärzte auf Basis einer Erstüberweisung weitere Fachkollegen einbeziehen dürfen, sinkt der Aufwand spürbar.
Bereits heute „Primärarzt-konformes" Verhalten:
- Rund 21 Mio. gesetzlich Versicherte folgen bereits jetzt einem primärärztlichen Behandlungspfad, obwohl dieser rechtlich nicht verpflichtend ist.
- Für diese Patienten würde sich durch ein verbindliches System kaum etwas ändern.
Kommentar Zi-Vorstand:
Dr. Dominik von Stillfried, Vorstand des Zi, betont:
- Die Politik müsse die gesetzliche Regelung so gestalten, dass Hausarztpraxen nicht übermäßig belastet werden.
- Eine dauerhafte Bindung an eine Hausarztpraxis und flexiblere Überweisungsregeln könnten die Versorgung effizienter machen und den Aufwand begrenzen.
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